Von St. Goar bis Hirzenach
Startpunkt
Zielpunkt
Hotel "Zur Post"
Bahnhofstrasse 3
56329 Sankt Goar
Bahnhof Hirzenach
56154 Boppard (Hirzenach)
Nachdem ich die eine Hälfte des opulenten Frühstücks vertilgt und die andere in meinen Rucksack verstaut hatte, konnte die Wanderung weitergehen. Und ganz egal, in welche Richtung man den Rheinburgenweg aus St. Goar fortsetzt: Es lauern Höhenmeter, dass sich die Balken biegen. So auch gleich mit dem Serpentinenpfad, der vom "Ulmenhof" bis auf die Höhe von Burg Rheinfels vordringt.
Leider ließ sich die Burg nur von außen besichtigen. Leider vor allem, weil sich diesseits des Rheins nun bis Koblenz keine weitere Festung mehr präsentiert. Stattdessen verlagert sich der Schwerpunkt des Burgenreigens auf die rechtsrheinische Seite, um jene namhaften Bauten wiederkehren zu lassen, die mir dort schon auf dem Rheinsteig begegneten und im letzten Jahr bereits aus der Nähe für Begeisterung gesorgt haben.
Während Burg Rheinfels hinter mir zurückblieb, folgt ein moderater Anstieg neben der K100 her, bis ein Pfeil nach rechts in den Hansenweg weist. Wer hier einen zu breiten Rucksack hat oder das entscheidende Kilo zu viel auf den Rippen, läuft allerdings Gefahr, in dem äußerst engen Durchlass, den das Festungsgemäuer dem Wanderer lässt, stecken zu bleiben.
Man erreicht die Sohle des tief eingeschnittenen Gründelbachtals, und während die Sonne schon den nächsten Weinberg in warmes Morgenlicht tauchte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass ich genau diesen brachialen Hang jetzt wieder hinauf musste. Und tatsächlich besitzt der Pfad mit seinen alle fünf Meter wiederkehrenden Haarnadelkurven (anders ließe sich diese Steigung auch gar nicht bewältigen) ein so kräftezehrendes Potential, dass man den "Ameisenberg" (wie er heißt) selbst an eisigen Wintertagen am Ende nur schweißgebadet bezwingt.
Auf einem Weinbergweg nimmt der Aufstieg dann noch eine Weile seine Fortsetzung, allerdings in weitaus gemäßigterer Form. Beim Passieren der Straßenkehre darf dann endlich durchgeatmet werden. Das Profil flacht ab, während der Weg zum Rheintal zurück führt und dabei nochmals tolle Blicke auf Burg Rheinfels und das malerische Sankt Goar erlaubt.
Am "Werlauer Pilz" setzt dann ein Pfad der urigsten Sorte ein. Meist der steilen, leicht bewaldeten Hangkante folgend, windet er sich durch das felsenschroffe Gelände des Werlauer Hangs und ist dort, wo es vorübergehend mal prekärer wird, mit einem Stahlseil gesichert.
Der Aussichtspunkt "Hartenberg" mit seiner Bank lässt dann einen exzellenten Blick auf die andere Rheinseite zu, wo sich Burg Maus hoch über den Ort Wellmich erhebt. Nur wenige Schritte entfernt bietet die große "Rheinfels"-Hütte und ein benachbarter Grillplatz geradezu luxuriösen Pausenkomfort.
Der Hangpfad setzt sich noch eine Weile fort, verlässt aber den Rhein, um sich stattdessen dem Heimbachtal zuzuwenden. Und wie könnte es anders sein: gleich nach der Bachquerung wartet der nächste steile und stufenreiche Anstieg. Doch erst vom folgenden Rastpunkt aus, an der man ungläubig die vorhin passierte Rheinfels-Hütte wiedererkennt, lässt sich mit einem Blick über die dazwischen liegende Talkerbe hinweg die gerade erst bewältigte Leistung wirklich begreifen.
Abermals wird sich die Route nun für eine Weile vom Rhein abwenden. Sie folgt dem Erzweg, wo nach den atemberaubenden, aber zum Teil nicht ganz ungefährlichen Hangpassagen die Konzentration pausieren darf, man sich allen möglichen Gedanken hingeben und dabei einfach nur einen Fuß vor den anderen setzen kann. Der leichte, kontinuierliche Anstieg ist währenddessen geradezu spielerisch machbar.
Den höchsten Punkt überschritt ich kurz vor Holzfeld, wo weite Blicke über die Landschaft möglich sind. Hinter dem Ort folgt man dem Waldsaum und erreicht den 266 Meter hohen Wilpertskopf. Der öffnet abermals ein atemberaubendes Rheintal-Panorama, das sich diesmal von Wellmich, Burg Maus - und in die Gegenrichtung über Hirzenach hinweg bis nach Kestert erstreckt - und jenseits davon sogar erstmals wieder die "Feindlichen Brüdern" erkennen lässt.
All das kommt mir zunehmend vor wie ein wunderbarer Traum, der einfach nicht zu Ende gehen will. Wieder bin ich geflasht von zwei weiteren, atemberaubenden Tagen am Mittelrhein. Jetzt führte mich noch ein entspannter, leicht abwärts führender Weg am Tempusbach entlang und - das musste einfach sein - zur Europakanzel. Die liegt nämlich jenseits des Hirzenacher Zuwegs und damit streng genommen schon auf der nächsten Etappe. Aber ihren vielversprechenden Ausblick wollte ich heute bereits mitnehmen.
Jetzt hatte ich nur noch den extrem steilen Abstieg nach Hirzenach zu meistern. Und mir graute bei der Vorstellung, diesen Pfad beim nächsten Mal ganz zu Beginn wieder hinaufkraxeln zu müssen. Aber das sind die landschaftlichen Hochgenüsse des Mittelrheins allemal wert!
Höhenprofil
Fitness-Level
