Der Rheinburgenweg (4) Der Orionsteig, der Sauzahn und die Elfenley

Von Bacharach bis Oberwesel



Dienstag,
18.02.2025

Kilometer
15,1

Höhenmeter
↑ 512 / ↓ 511

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Startpunkt

Zielpunkt

Apartment "Gemütlich in Bacharach"
Oberstraße
55422 Bacharach

Bahnhof Oberwesel
55430 Oberwesel


"Unterhalb des Rheingaus, wo die Ufer des Stromes ihre lachende Miene verlieren,
Berg und Felsen mit ihren abenteuerlichen Burgruinen sich trotziger gebärden
und eine wildere, ernstere Herrlichkeit emporsteigt,
dort liegt, wie eine schaurige Sage der Vorzeit, die finstre, uralte Stadt Bacherach."

Wer das Glück hat und zur richtigen Zeit den "Heinrich-Heine-Blick" erreicht, wird ahnen können, wie sich der große liberale Wortschöpfer zu diesen Zeilen inspirierte. Denn dort, wo mir heute früh tief im Tal der Ort Bacharach zu Füßen lag und sich der Rhein neben ihm zwischen felsigen Hügeln im noch fahlen Licht der aufgehenden Sonne verlor, werden Zeilen wie diese in geheimnisvoll mystischer Weise  lebendig.

Allerdings - und damit gehen wir vom Schwelgen ins Praktische über - ist eine vorherige Stärkung unerlässlich. Denn die Etappe von heute beginnt stufenreich. Sehr stufenreich. Und so war es wie eine Art glücklicher Fügung, dass ich mich beim Verlassen meiner Unterkunft (die kein Frühstück beinhaltete) gleich auf der anderen Straßenseite in einer Bäckerei für ein weiteres vielversprechendes Wandererlebnis eindecken konnte. Zumal mir dieser Tag auch konditionell einiges abzuverlangen versprach.

Dabei sind die Treppen an St. Peter und der Bergerkapelle vorbei nur der Anfang, denn schon am Malerwinkel ist man bereits wieder auf die Ortsebene abgestiegen. Erst auf der anderen Seite der Blücherstraße wird es so richtig ernst. Dort, wo die Weinberghänge beginnen und man auf den "Postenturm" als Teil der beeindruckenden Stadtbefestigung Bacharachs zuwandert. Die weitere Hanglage gestaltet sich dann so steil, dass sie nur noch über Treppen, Leitern und Felsenstufen bewältigt werden kann. Willkommen also auf dem "Orionsteig" - und damit zu einem Wadentraining der durchaus härteren Gangart.

Die Stufen zu zählen, gab ich schnell auf. Als Belohnung aber stellt sich so oder so eine Aussicht ein, die ihresgleichen lange suchen muss. Der Höhengewinn vollzieht sich rasant, und spätestens an jenem "Heinrich-Heine-Blick" ist klar: Dieser Moment gehört zu denen, die sich ins Langzeitgedächtnis eines jeden Wanderers einbrennen werden.

Durch den brachialen Anstieg hat man ein Höhenplateau erreicht, das sich inmitten von Reben- und Ackerflächen fortsetzt und das den Wanderer vorerst von weiteren nennenswerten Höhenunterschieden befreit. Während der Rhein selbst den Blicken entschwindet, bleibt der obere Rand seiner Talkerbe aber oft erkennbar. Man umläuft das Leimbachtal und später noch das kleinere Burbachtal. 

Der "Blücherblick" ist dann einer der romantischsten Aussichtspunkte überhaupt. Unter ihm umspült der Rhein nämlich jenes Felsenriff, das die alte Zollburg Pfalzgrafenstein trägt. Im Hintergrund präsentiert sich Kaub und - um einiges höher - Burg Gutenfels. Ein weiterer schöner Blick auf diese Szene bietet sich am "Sauzahn" zwei Kilometer stromabwärts, und immer noch mit den besonders schroffen Felswänden als Kulisse, mit der auch die andere Rheinseite aufzutrumpfen weiß.

Mit dem Elligbach wird das nächste Tal umlaufen, und auch hier steuert man anschließend auf einen weiteren tollen Aussichtspunkt zu: dem "Pfalzblick". Das Engebachtal stellt sich dann als das weitläufigste Tal heraus. Hier ist zunächst ein Stück an der K89 entlang nicht zu vermeiden. Auf dem späteren Rückweg zum Rhein prägen verwilderte und kultivierte Weinberge das Bild, bevor sich an der nächsten Schutzhütte das hier schon winzig klein gewordene Pfalzgrafenstein ein letztes Mal erkennen lässt, bevor es für immer dem Blick entschwindet.

Um so beeindruckender präsentiert sich in der Gegenrichtung jetzt die Schönburg, stolz auf der Spitze eines schroffen Berghanges thronend. Und obwohl man sich fast schon auf ihrer Höhe bewegt, geht es zunächst an der Straße vorbei ein ganzes Stück abwärts, um anschließend einen um so steileren Serpentinenpfad wieder hochkraxeln zu müssen. 

Eins ist klar: Bis jetzt steht der Rheinburgenweg dem Rheinsteig in nichts nach. Die Schönburg aber ist den Aufstieg allemal wert. Man betritt sie durch eine überraschend schmale Pforte, doch im Gegensatz dazu gilt die links emporragende Mantelmauer als der stärkste Schutzwall dieser Art von allen deutschen Burgen. Dazu gesellt sich die erste richtig gute Aussicht auf Oberwesel mitsamt der alles dominierenden Liebfrauenkirche.

Der letzte Kilometer zeigt sich dann noch einmal richtig grandios. Gleich an der Schönburg beginnend, windet sich ein atemberaubender Felsenpfad - die "Elfenley" - bis nach Oberwesel hinunter. Dabei sollte man sich auch den 155 Meter hohen Schloßnack, zu dem ein kleiner Stichweg hochführt, nicht entgehen lassen. Zumal hier ein Blick zurück auch verdeutlicht, auf welch markantem Bergkegel die Schönburg errichtet wurde.

An der Liebfrauenkirche, die leider verschlossen war, endete dann diese außergewöhnliche Etappe, die mit zahlreichen herrlichen Ausblicken ins Rheintal verwöhnt.


Höhenprofil

Die Altstadt von Bacharach

Die St. Peter-Kirche

Der erste Aufstieg führt an der Wernerkapelle vorbei

Am "Malerwinkel"

Der "Postenturm"

Malerisches Bacharach

Burg Stahleck

Auf dem Orion-Steig

Blick auf Kaub und die Burgen Pfalzgrafenstein und Gutenfels

Schutzhütte am Sauzahn

Der "Pfalzblick"

Die Schönburg

Ein traumhafter Pfad: Die Elfenley

Die Liebfrauenkirche von Oberwesel


Fitness-Level