Der Rheinburgenweg (1) Der Prinzenkopf und das Morgenbachtal

Von Bingen bis Trechtingshausen



Montag,
03.02.2025

Kilometer
14,1

Höhenmeter
↑ 448 / ↓ 454

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Startpunkt

Zielpunkt

Hauptbahnhof Bingen
55411 Bingen am Rhein

Bahnhof Trechtingshausen
55413 Trechtingshausen


"Hin und wieder
ist die vermeintliche Krönung
nur ein Zwischenziel."


Als ich am 6. August 2024, einem ziemlich heißen Sommertag, auf der Rotunde des Biebricher Schlosses stand und auf die erfolgreiche Bewältigung des Rheinsteigs zurückblickte, fühlte ich mich am Ziel meiner Träume. Doch die Sehnsucht nach der Rheinromantik kehrte zurück, und so nahm ich schon bald die Planungen auf für mein nächstes Projekt. Und was hätte da näher liegen können, als mich nun auch den Höhenzügen der westlichen Rheinseite zu stellen?

Passenderweise zwei Tage, bevor sich der Beginn meiner Rheinsteig-Wanderung erstmalig jährte, fuhr ich mit der Bahn nach Bingen, um mit den ersten beiden Etappen des Rheinburgenwegs die hoffentlich genau so fulminante Fortsetzung meines Mittelrhein-Abenteuers einzuleiten. Doch obwohl um ein Drittel kürzer als der Rheinsteig, sind beim Rheinburgenweg weder hinsichtlich des landschaftlichen Reizes noch bei der konditionellen Herausforderung irgendwelche Abstriche zu befürchten.

So wird es nun durch den Hunsrück also wieder nordwärts gehen. Und nach einem anfänglichen Abstecher zum Rheinufer (wo der Mäuseturm und die Burgruine Ehrenfels als erste lohnenswerte Motive für meine Fotostrecke herhielten) ließ gleich nach dem ersten Wegezeichen mit der roten Zinne ein steiler Serpentinenpfad erkennen, was für eine anspruchsvolle Aufgabe mich auch mit dem Rheinburgenweg erwartete.

Auf dem Prinzenkopf als ersten nennenswerten Gipfel angekommen, präsentiert sich an der gegenüberliegenden Stromseite die prächtige Weinbergkulisse des Rheingaus. Und nicht zum letzten Mal werde ich mich, wenn der Blick hinüber schweift, bei dem Gedanken erwischen, wo genau ich dort auf dem Rheinsteig unterwegs gewesen bin. Trotz des Nebels erkannte ich das schemenhafte Rüdesheim, doch warum nur musste ich (ausgerechnet jetzt und hier bei der eisigen Kälte) an meinen leckeren, heißen Rüdesheimer Kaffee denken?

Immerhin flacht sich das Relief nun etwas ab. Zum Glück, dachte ich. Zumal die Erkenntnis bereits einsetzte, mich nach meinen vergleichsweise höhenmeterarmen Wanderungen in letzter Zeit erst wieder an eine Liga wie die der Mittelrhein-Höhen gewöhnen zu müssen. 

Umso entspannter geht es aber jetzt erst einmal am kleinen Kreuzbach entlang und durch den zauberhaft winterlichen Binger Wald - wo sich auf nahezu jedes Blatt, jeden Ast und jeden Halm der gefrorene Tau gelegt hat. So liegt die "Waldkugelbahn" genau so im Winterschlaf wie die Ausgrabungsstätte der "Villa Rustica" mit den Überresten eines aus dem Jahr 150 n. Chr. stammenden römischen Gutshauses. 

Über den Kieskautweg erreicht man die geheimnisvolle "Steckeschlääferklamm". Der Weg hindurch quert immer wieder über zahlreiche Holzbrücken den Hasselbach, während das rauschende Wasser ans Ohr dringt und sich inmitten der Strömung unzählige Eiszapfen gebildet haben. Zugleich wird der Wanderer hier von witzig aussehenden Fratzen beäugt, die lachend oder auch grimmig aus den Baumstämmen hervorschauen.

An der "Morgenbachhütte" wendet sich der Rheinburgenweg von diesem romantischen Bachtal ab und führt rechts den Hang hoch. Auf dem Kamm wird das Naturschutzgebiet des Morgenbachtals verlassen, bevor dann - wieder bergab führend - ein derzeit wegen zahlreich gefällter Bäume etwas unwegsamerer Abschnitt zu bewältigen ist. Aber ein bisschen Klettern im Wald macht ja auch Spaß.

Von einzelnen punktuellen Schwachstellen abgesehen, ist die Beschilderung auf dieser ersten Etappe weitgehend zuverlässig. Doch über das weiß-rote Logo hinaus findet man vereinzelt auch noch die alte "R"-Markierung, welche vom einst auf beiden Rheinseiten verlaufenden "Rheinhöhenweg" stammt, aus dem später der rechtsrheinische "Rheinsteig", und linksrheinisch der "Rheinburgenweg" hervorging. 

Am "Schweizerhaus" ist die kleine Klettereinlage bestanden, und die Route biegt links in den "Eselspfad" ab. Dieser Hangweg bietet ein Erlebnis für sich, selbst wenn die Blicke auf den Rhein wie heute durch zähen Nebel getrübt sind. Spätestens aber, wenn man die kleine gemauerte Wachzinne erreicht und sich samt Rucksack durch ihren schmalen Einlass gezwängt hat, spielt einem das nebelverhangene Wetter voll in die Karten. Denn es erweist sich als die perfekte Kulisse für eines der schönsten aller historischen Bauwerke am Mittelrhein: die stolz - und dennoch geheimnisvoll - auf einem Felsvorsprung thronende Burg Rheinstein! 

Lange genoss ich diesen Anblick, aber auch die letzten vier Kilometer von heute wollten noch bewältigt werden. Sie führen zunächst zu einer weiteren, schönen Aussichtsklippe, bevor es ein kurzes Wiedersehen mit dem Morgenbach gibt und mit Burg Reichenstein die nächste Namensgeberin dieses Wanderwegs vor mir lag. 

Somit war ich in Trechtingshausen angekommen. Ein Stück an der Straße entlang, betritt man durch eine schmiedeeiserne Pforte das Burgareal. Hier ist über einen privaten Serpentinenweg ein äußerst steiler Hang zu bezwingen, bevor man (oben angekommen) nach einer weiteren originellen Wegeführung vor dem Hauptportal von Burg Reichenstein steht. Hier endet dann auch die erste Etappe. 

Weitergehen soll es aber schon morgen! So hatte ich mir in Trechtingshausen ein Privatzimmer organisiert, da Pensionen und Hotels hier (zumal noch in Jahresrandlage) absolute Mangelware sind. Ich hatte aber noch genügend Zeit bis zum Check-In. So ging ich zunächst zum Bahnhof und fuhr noch einmal nach Bingen zurück, wo ich mich stärkte und einen kleinen Stadtbummel unternahm. 


Höhenprofil


Sonnenaufgang über Bingen

Burgruine Ehrenfels

Der Mäuseturm

Am südlichen Terminus des Rheinburgenwegs

Sofort ein steiler Anstieg

Blick in Richtung Rüdesheim

Schutzhütte auf dem Prinzenkopf

Die "Waldkugelbahn"

Das Wegelogo

Ausgrabungsstätte der "Villa Rustica"

Eingang in die "Steckeschlääferklamm"

Nördlich der Klamm fließt der Hasselbach in den Morgenbach

Im Morgenbachtal

Die Morgenbachhütte

Anspruchsvolle Wegstrecke :-)

Auf dem Eselspfad

Eine alte Wachzinne

Grandioser Blick auf Burg Rheinstein

Blick auf die andere Rheinseite nach Assmannshausen

Burg Reichenstein in Trechtingshausen

Durch das Portal geht es den steilen Hangweg hinauf

Auf Burg Reichenstein angekommen


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