Der Rheinsteig (7) Über Ehrenbreitstein an Koblenz entlang



Montag,
08.04.2024

Kilometer
21,2

Höhenmeter
↑ 502 / ↓ 497

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Der Tag begann einigermaßen chaotisch. Denn wegen der erst im Laufe des Morgens zu Ende gehenden Gleissperrung bei Duisburg hatte ich mich sicherheitshalber über Wuppertal auf den Weg an die südliche Rheinschiene gemacht. Dabei ahnte ich nicht, dass genau zu dieser Zeit der Stromabnehmer eines aus Barmen kommenden Zuges die Oberleitung abriss und so den Bahnverkehr hoffnungslos zum Erliegen brachte. Mehr als anderthalb Stunden harrte ich auf einem Bahnsteig in Vohwinkel aus, bis sich die Fahrt fortsetzen ließ.

Die Kirchturmuhr hatte daher statt sieben bereits neun Mal geschlagen, ehe ich in Vallendar zu meiner nächsten Rheinsteig-Etappe starten konnte. Dass hierbei der bis jetzt fast durchgängige landschaftliche Hochgenuss - genauso wie das sportliche Level - erstmals etwas abflacht, ist aber nur im direkten Vergleich mit den anderen Etappen relevant. Für sich allein bleibt auch die heutige Strecke absolut hochkarätig! So mag 
man ihr denn auch - mit dem urban geprägten Umfeld - ihre einzig wirkliche Schwäche verzeihen.

In Vallendar geht es zunächst über den Rathausplatz, an Haus Nippes vorbei und schließlich (über einen zwischen Wohnhäusern gut versteckten Zugang) einen schmalen Pfad zum Schönstatt-Zentrum hinauf. Dann sind es meist breite Wald- und Feldwege, die sich abwechseln und zeitweise am Wambach entlang und damit auch an der Bischofsbour-Quelle vorbei führen. Einer Sage nach soll dort ein Bischof nach einer erfolglosen Jagd so gotteslästerlich geflucht haben, dass sich eine Erdspalte auftat, die ihn mitsamt seines Pferdes verschlang und dann an jener Stelle einen sprudelnden Quell zu Tage treten ließ.

Hinter der im Tal liegenden Ortschaft Urbar führt der Weg dann wieder in die Höhe. Und beim ersten, plötzlich frei werdenden Blick auf Koblenz dürfte sich manch einer wundern, auf was für eine Höhe man es hierher schon wieder geschafft hat. Bald läuft man auf eine große Rasenfläche zu, an deren rechter Seite sich die (momentan gesperrte) Aussichtsplattform befindet und - etwas weiter - die Bergstation der zum Deutschen Eck hinunter führenden Seilbahn. Diese nutzte ich dann auch für einen kleinen Break, um der Moselmündung "Hallo" zu sagen und mich angesichts der schon durchaus sommerlichen Witterung im nahen Biergarten an einem kühlen Radler gütlich zu tun. Aus dem verlinkten Livetrack habe ich diesen Abstecher aber gelöscht, damit die Höhen- und Entfernungsdaten der eigentlichen Wanderung wieder stimmen. 

Nachdem mich die Seilbahn auf die Festungsebene zurückgebracht hatte, setzte ich den Rheinsteig fort. Der wendet sich nun dem auf der gegenüberliegenden Seite liegenden Hang zu und nimmt dort Kurs auf einen kurzen, aber recht abenteuerlichen Abschnitt. Der Weg verengt sich hier zu einem Pfad, windet sich an einem Steilhang entlang und führt eine Stiege hoch, um anschließend auf den asphaltierten "Felsenweg" direkt neben der gewaltigen Festungsmauer zu münden.

Nun geht es abwärts, durch mehrere Torbögen und ein gewölbeartiges Treppenhaus. Wieder im Freien, folgt der nächste Pfad mit zahlreichen Stufen, bis man sich an seinem Ende plötzlich mitten in der Stadt wiederfindet, noch dazu gleich neben einer Hauptverkehrskreuzung. Es sind aber nur wenige Schritte durch die Fußgängerzone, bis man sich an den Rhein gerettet hat. Hier sollte es normalerweise für anderthalb Kilometer am Wasser vorbei gehen, was zur Zeit aber eine riesige Brückenbaustelle verhindert. Stattdessen muss der Wanderer mit einer recht unangenehmen Parallelstraße Vorlieb nehmen, die erst im Ortsteil Pfaffendorf zum Rhein zurückführt - dort, wo die reguläre Rheinsteig-Route ihn nach wenigen Metern auch schon wieder verlässt. 

Ein richtiges Ärgernis aber wartet dann hinter der Kirche "St. Peter und Paul", wo der Zugang zum westlichen Teil des Bienhorntals (wohl sonst einer der schönsten Abschnitte des Tages) ebenfalls gesperrt ist - wegen einer bröckelnden Mauer in einem gerade mal fünf Meter langen Durchgang. Und scheinbar bin ich nicht der einzige, der das für überzogen hält, denn die offenkundig nachträglich aufgebauten und völlig überdimensionierten Absperrgitter machen die Stelle nun tatsächlich unüberwindbar. Bevor einem also nun auf sieben Schritte irgendwelche Steinchen auf den Kopf rieseln, wird man selbst als Wanderer auf eine viel gefährlichere Umleitung gezwungen. Und wo alleine mit den 400 Metern direkt an der vielbefahrenen B42 entlang der absolute Horror wartet. Ach, es ist so lächerlich.

Hat man den ersehnten Bienhornpfad dann endlich erreicht, beginnt ein moderater, aber dafür lang anhaltender Aufstieg durch das Bachtal. Die Route knickt erst ab, nachdem schon mehrere Warnschilder auf das links des Weges befindliche Sperrgebiet hingewiesen haben, wo sich - weiter weg, aber immer wieder hörbar - eine Standortschießanlage befindet. Überhaupt wird der Rheinsteig - bedingt durch die strategisch bedeutsame Lage von Koblenz - auf dieser Etappe von vielen militärischen Einrichtungen begleitet: die  Niederberg-Kaserne auf der Ellinger Höhe sowie die Augusta-, Gneisenau- und Rittersturz-Kaserne.

Nach dem Verlassen des Bienhorntals hat man es weitgehend mit breiten, unspektakulären Waldwegen zu tun. Auch nach dem Überqueren der "Alten Heerstraße" und auf dem "Gebrannteberg" ändert sich zunächst nicht viel daran. Erwähnenswert ist aber, dass es im Bereich des Liedchesbergs noch mal eine deutliche Anstiegspassage gibt. 

Der Liedchesberg ist dann für heute auch die höchste Erhebung, entsprechend geht es kurz darauf wieder abwärts. Das geschieht teils entspannt, teils konzentriert. Dort nämlich, wo sich ein Hangpfad am "Lichter Kopf" über mehrere Kehren nach Lahnstein hinunter windet. Hier passiert man auch die "Lahnblick-Liege", die ich sicher für eine weitere Pause genutzt hätte, wäre sie nicht schon durch ein junges Pärchen samt Picknickkorb in Beschlag genommen worden. 

So erreichte ich den Punkt, wo es die Rheinsteig-Route für heute zu verlassen galt. Nun waren es noch gut zwei Kilometer bis zum Bahnhof Niederlahnstein, überwiegend durch Wohngebiete, und dann noch über einen schmalen Pfad ins Ortszentrum hinunter.

Am Ende fühlte ich mich ziemlich geschafft, auch wenn 21 Kilometer (so wie heute) in aller Regel keine Monsterstrecke für mich sind. Vielleicht lag es an den ungewöhnlich sommerlichen Temperaturen, die dieser Apriltag mit sich brachte und an die ich mich erst wieder gewöhnen musste. Oder - viel wahrscheinlicher: Die Saharastaub-geschwängerte Luft war schuld. 

Und noch etwas fiel mir auf: Seit ich auf dem Rheinsteig unterwegs bin, hatte ich mich an die ungestörten Panoramablicke gewöhnt, von denen viele eigentlich nur durch das bislang fehlende Laub möglich gewesen waren. Spätestens mit der heutigen Tour aber hatte das explodierende Grün an den Bäumen damit begonnen, diese freie Sicht auf das Rheintal spürbar einzuschränken. Und tatsächlich (!) ertappte ich mich bei dem Gedanken, mein Rheinsteig-Abenteuer einfach über den Sommer auszusetzen und erst im Spätherbst wieder aufzunehmen, wenn das Laub sich wieder zu lichten beginnt.

Doch dann besann ich mich glücklicherweise darauf, dass jede Jahreszeit nun mal - einschließlich aller untrennbaren Vor- und Nachteile - ihren jeweils einzigartigen Wesenszug trägt. Und dass ich selbst stets gut daran tat, dankbar anzunehmen, was die Natur mir mit jedem Wandertag schenkt.

Startpunkt: Bahnhof Vallendar,
Zielpunkt: Bahnhof Niederlahnstein.

 

"St. Peter & Paul" in Vallendar, Start der Etappe

"Haus Nippes"

Kurioser, aber schöner Pfad durch Vallendar

Der Weg führt auch an der "Vinzenz Pallotti-University" vorbei.

Am "Schönstatt"-Pilgerzentrum

Am Wambach

Die Bischofsbour-Quelle

Die Beschilderung ist tadellos :-) 

Eine zur Zeit geschlossene Aussichtsplattform

Im Festungspark von Ehrenbreitstein

Seilbahn-Abstecher zum Deutschen Eck

Verdiente Pause am Deutschen Eck

Das Deutsche Eck am Zusammenfluss von Rhein und Mosel

Hangpfad unterhalb der Festungsanlage Ehrenbreitstein

Auf dem "Felsenweg" durch die Festungsanlage

Auf Pfaden und über Stufen hinunter nach Koblenz

Wandmosaik am Rheinufer

Umleitung neben der B 42

Das idyllische Bienhorntal

Der Bienhornbach

Am östlichen Ausgang des Bienhorntals

Waldgebiet "Am Hausgalgen"

Auf dem Wachheckerkopf

"Gebrannteberg" an der Horchheimer Höhe

Auf dem Liedches-Berg angekommen

Abstieg am Steilhang des Lichterkopfs (Lahnstein)

Die nächste Etappe wirft mit der Ruppertsklamm
schon ihre Schatten voraus

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